Sunday, April 23, 2006

Einleitung

Die Favelas (benachteiligte Wohngegenden) von Rio de Janeiro - von den Berghängen der Zona Sul (südliche Stadtgebiete) zu den Ebenen der Baixada Fluminense - leben in einem Zustand permanenter Anspannung. Es sind einige der ärmsten und am meisten benachteiligten Wohngegenden in Brasilien, in denen es so gut wie keinerlei öffentliche Infrastruktur gibt. Zurückgeworfen auf ihre eigenen Ressourcen haben sich die Favelas von Rio zu einem Netzwerk schmaler Gassen und behelfsmäßiger Schuppen mit improvisierter Sanitär- und Stromversorgung entwickelt. In diesen Wohnvierteln mischen sich die Härten der Armut mit einem ständigen Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung.
Drogenbanden sind dort eingedrungen, um das Vakuum, das vom Staat hinterlassen wurde, auszufüllen. Sie organisieren sich in rivalisierenden Gruppen, die die Stadt beherrschen. Die Antwort der Landesregierung bestand aus einer Serie von immer konfrontativeren Razzien. Diese brachten groß angelegte Polizeieinsätze mit sich, die jedoch nicht nur kriminelle Banden, sondern ganze Favelagemeinschaften ins Visier nahmen.
Vor vier Jahren führte die Polizei ein militärisches Fahrzeug –landläufig bekannt als der Caveirão – ein, das ein weiteres Eskalieren der Gewalt mit sich brachte. Die Einführung des Caveirão markierte eine neue Phase für Rio’s Armenviertel – nunmehr wurden schwere Waffen mitten in Wohngebieten eingesetzt. Der Caveirão sendete auch mächtige Signale darüber aus, wie der Staat über öffentliche Sicherheit dachte. Die Herangehensweise ist, der Gewalt in einer Strategie der Konfrontation und Einschüchterung mit Gegengewalt zu begegnen. Gefangen zwischen der Polizei und den Drogenbanden zahlen Rios am meisten benachteiligte Wohnviertel nun einen hohen Preis.